Links: Clara und Robert Schumann, Rechts: Sechs der insgesamt acht Kinder
Familie Schumann

Liebe, Leid und Musik

Die Familie von Robert Schumann hat viele Geschichten zu bieten – spannende, romantische und traurige.

Franziska Gallusser

Geliebter Nachzügler

Am 8. Juni 1810 wurde Robert Schumann im sächsischen Zwickau geboren. Er war das Küken der Familie: Seine Brüder Eduard, Carl und Julius waren fünf bis elf Jahre älter als er, seine Schwester Emilie bereits 14. Seine Eltern, die Mutter Christiane («eine grundmusikalische Natur, obwohl sie keine Note lesen konnte») und der Verleger August, freuten sich über den Nachzügler, der eigentlich zuerst Medardus heissen sollte. Später meinte Robert Schumann, er habe «die sorgfältigste und liebevollste Erziehung » genossen.

Das Leben verlief jedoch nicht idyllisch: Seine Mutter erkrankte an Typhus, sodass er zwischen seinem dritten und fünften Lebensjahr mehrmals in die Obhut einer befreundeten Familie gegeben wurde. Als er sieben Jahre alt war, wurde Emilie, die schon früh an Depressionen litt, in eine sogenannte «Irrenanstalt» eingewiesen. 1825 beging sie Suizid, indem sie sich aus einem Fenster stürzte. Ein Jahr später starb völlig unerwartet sein Vater, der schon länger mit seiner Gesundheit gekämpft hatte. 1833 folgte dann der Tod seines Bruders Julius, drei Jahre später der seiner Mutter. Sein Bruder Eduard starb 1839. Diese vielen Schicksalsschläge in jungen Jahren haben den Komponisten stark geprägt. Sie sind wohl auch der Grund dafür, dass Schumann zwischen hochproduktiven und depressiven Phasen wechselte. Dennoch fand er Bedingungen vor, um die ihn viele beneidet hätten: Seine Familie hielt zusammen und förderte sein Talent. Die Eltern hatten Sinn für die literarischen und musikalischen Ambitionen ihres Jüngsten.

Nach dem Tod des Vaters wurde der Zwickauer Tuch- und Eisenwarenhändler Gottlob Rudel sein Vormund. Dieser und die Mutter beschlossen, dass Robert Schumann eine Juristenlaufbahn einschlagen sollte. Der ging für sein Jura-Studium nach Leipzig – und damit in die Stadt der Messen und des Buchhandels. Kurz nach seiner Ankunft lernte er den Musikpädagogen Friedrich Wieck kennen (am 31. März 1828) – ebenso wie dessen erfolgreichste Schülerin, seine achtjährige Tochter Clara. Schumann hat sicher nicht im Traum daran gedacht, dass dies der Tag sein würde, an dem er auf die Liebe seines Lebens traf.

Kampf um «Zilia»

Nach zwei Studienjahren entschied sich Robert Schumann, alles auf die Musik zu setzen. Seine Mutter schrieb einen Brief an Friedrich Wieck nach Leipzig, damit er dessen Schüler werden konnte – womit ein neues familiäres Kapitel aufgeschlagen wurde.

Die Geschichte von Robert und Clara liest sich wie ein Liebesroman. Im November 1835 kam es zum ersten Kuss zwischen den beiden. Aber Wieck hatte grosse Pläne für seine am Klavier überaus begabte Tochter. Er war also gegen die Verbindung. Um Clara von ihrem Schwarm fernzuhalten, schickte er sie auf Konzerttourneen, überwachte jeden ihrer Schritte und verbot ihr das Briefeschreiben an den Geliebten. Dennoch gelang es dem Paar, sich immer wieder zu sehen und sich im August 1837 heimlich zu verloben. Zwei Jahre später hatte Clara genug: Sie zog bei ihrem Vater aus. Doch das reichte nicht. Die Zeiten waren anders. Solange «der alte Wieck» nicht zustimmen würde, konnten die beiden nicht heiraten. Sie gingen also vor Gericht. Das Ergebnis: Vater Friedrich wurde wegen übler Nachrede zu 18 Tagen Gefängnis verurteilt (er hatte Schumann öffentlich der Trunksucht, Labilität und Geschäftsuntüchtigkeit, des Egoismus und des Stumpfsinns bezichtigt), Robert und Clara konnten am 12. September 1840 endlich heiraten und so – neben Richard und Cosima Wagner – das zweite berühmte Musikerpaar des 19. Jahrhunderts werden. Der Schwiegervater gab sich letzten Endes übrigens geschlagen: 1843 kam es zur Versöhnung.

Dem Paar stand nun also nichts mehr im Wege. Aus ihren Ehetagebüchern ist herauszulesen, dass sich hier zwei ebenbürtige Partner gefunden hatten. Er war der Komponist, sie – seine «Zilia», seine «Chiara», wie er Clara liebevoll nannte – die Virtuosin. Beide bewunderten sich gegenseitig für ihre Fähigkeiten. Natürlich kam es bei zwei so aussergewöhnlichen Menschen oft zu Eifersüchteleien, Streitereien und Meinungsverschiedenheiten – so zum Beispiel, wenn es um die Interpretation von Werken ging.

Viele, viele «Schumännchen»

Robert und Clara Schumann hatten insgesamt acht Kinder: Marie, Elise, Julie, Emil, Ludwig, Ferdinand, Eugenie und Felix. «Kinder», so meinte der Musiker, seien «der grösste Segen»: «Davon kann man nie genug haben.» Seine «Schumännchen» (wie er und Clara sie nannten) regten ihn zum Schreiben einiger Stücke an. So verfasste er für seine erste Tochter Marie, «Ebenbild des Vaters», zum Geburtstag das «Album für die Jugend». Clara hingegen stand der wachsenden Familie mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie trug die Last der Erziehung und musste oft Eingeständnisse machen, was ihre Karriere betraf. Für Robert hingegen brachte das Spielen und Musizieren mit den Kindern (tagsüber gab Clara ihnen Klavierunterricht) Entspannung, später lenkten sie ihn von seinen wachsenden gesundheitlichen Problemen ab.

1844 erlitt Schumann einen Zusammenbruch, wohl eine Mischung aus erblicher Belastung und Auswirkungen einer alten Syphilis-Infektion aus seiner Leipziger Studienzeit. Ein paar Jahre später fiel es ihm schwer, zu sprechen, er litt unter Halluzinationen und Anfällen. Für Clara war seine Erkrankung nicht leicht zu ertragen, dennoch hielt sie zu ihm. Aber 1854 wurde das Leiden zu gross: Der Komponist sprang in Düsseldorf in den Rhein. Und auch wenn er überlebte, war es dieser Moment, in dem Clara ihren Mann und die Kinder ihren Vater verloren: Schumann wurde in die Nervenheilanstalt in Bonn-Endenich eingeliefert.

Clara und die Kinder durften ihn dort nicht besuchen. Sie fertigten jedoch ein «Blumenbuch für Robert» an, ein Gedenkbuch mit von ihnen gesammelten Pflanzen und Blumen. Erst zwei Tage vor seinem Tod am 29. Juli 1856 sah Clara ihn wieder. Dann starb Schumann, allein, ohne Angehörige. Clara schrieb an ihre Kinder: «Was soll ich Euch nun aber von Eurem theuren Papa noch sagen; soll ich Euch erzählen, wie sehr er gelitten? Das will ich nicht, später einmal sollt Ihr es wissen… Ach wäret Ihr doch etwas älter und verständiger, dass Ihr ihn noch hättet würdigen lernen, denn er war ja ein Mensch mit göttlichen Eigenschaften, einer wie es wenige gab; welch himmlisches Wohlwollen hatte er für alle Menschen, wie beschützte er alle jungen strebsamen Künstler, wusste nichts von Neid und Eifersucht, nie!! wie liebte er Euch und mich. Und dieser war Euer Vater, den Ihr jetzt verloren, um den ganz Deutschland trauert.»

Januar 2025
So 19. Jan
17.00 Uhr

Klavierrezital: Lucas & Arthur Jussen

Lucas & Arthur Jussen Klavierduo, Lucas Jussen Klavier, Arthur Jussen Klavier Mozart, Schumann, Widmann, Debussy, Rachmaninow
Fr 31. Jan
19.30 Uhr

Paavo Järvi & Anna Vinnitskaya

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Anna Vinnitskaya Klavier Schumann, Schostakowitsch
Februar
So 02. Feb
17.00 Uhr

Paavo Järvi & Anna Vinnitskaya

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Anna Vinnitskaya Klavier Schumann, Schostakowitsch
März
Mi 05. Mrz
19.30 Uhr

Paavo Järvi, Tanja Tetzlaff & Christian Tetzlaff

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Christian Tetzlaff Violine, Tanja Tetzlaff Violoncello Ligeti, Brahms, Schumann
Do 06. Mrz
19.30 Uhr

Paavo Järvi, Tanja Tetzlaff & Christian Tetzlaff

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Christian Tetzlaff Violine, Tanja Tetzlaff Violoncello Ligeti, Brahms, Schumann
Fr 07. Mrz
22.00 Uhr

tonhalleLATE – classic meets electronic

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director Ligeti, Schumann, Kollektiv Packungsbeilage
veröffentlicht: 08.01.2025

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