Marc Barwisch (Foto: Gaëtan Bally)
Jubiläum

10 Jahre Marc Barwisch

Fünf Stichworte für unsere Leitung Künstlerischer Betrieb.

Veränderungen

In den vergangenen zehn Jahren haben wir einige neue Formate entwickelt. Es sind vor allem kürzere Formate, die oft ohne Pause gespielt werden, was beim Publikum gut ankommt. Das auffälligste neue Konzept ist wohl das tonhalleCRUSH mit einem moderierten Orchesterkonzert in der ersten Hälfte und einem zweiten Teil im Foyer, bei dem unsere Musiker*innen sich mit irischem Folk, Tango oder Schweizer Volksmusik von einer ganz anderen Seite zeigen. Dazu wurden die Streaming-Angebote ausgebaut, auch sonst prägt die Digitalisierung inzwischen viele Bereiche des Betriebs. Das ergibt neue Möglichkeiten, auch neue Schwierigkeiten – aber die Chancen überwiegen, wenn wir die Technik klug einsetzen. In meinem Bereich erleichtert sie einiges: Wenn etwa ein Solist ausfällt, kann ich sofort abchecken, wer das entsprechende Werk im Repertoire hat und verfügbar ist. Das war früher weit umständlicher.

Herausforderungen

Die grösste Herausforderung war zweifellos die Corona-Pandemie. Die Zeit war für uns geprägt von einer grossen Unsicherheit, wir mussten ständig umplanen, immer mit verschiedenen Szenarien rechnen … Was möglich war, zeigte sich immer erst ganz kurzfristig. Das verlangte grosse Flexibilität von allen Beteiligten. Wie gross sie war, wie sehr sich alle bemühten, das Beste aus der Situation zu machen – das hat auch in dieser schwierigen Zeit immer wieder für positive Erfahrungen gesorgt.

Entdeckungen

Unser hauptsächliches Entdeckungsformat sind die Konzerte der Série jeunes, in denen wir vielversprechende Nachwuchs-Musiker*innen präsentieren. Besonders positiv sind mir – unter anderem – die Auftritte der Geigerin Maria Ioudenitch, der Schlagzeugerin Vanessa Porter sowie der Pianisten Alexander Malofeev, Yoav Levanon, Lukas Sternath und Giorgi Gigashvili in Erinnerung. Auch bei den Werken gab es einige Entdeckungen oder auch Wiederentdeckungen: etwa Messiaens «Eclairs sur l'au-delà», das unser Orchester im Januar 2017 unter der Leitung von Kent Nagano aufführte.

Überraschung

Überrascht hat mich vor allem, wie gut die Tonhalle Maag vom Publikum, unserem Orchester und den Gastkünstler*innen angenommen wurde – und wie sie tatsächlich als Konzertsaal funktioniert hat. Die Akustik, das Catering, die Atmosphäre im Foyer: Das alles hat dazu beigetragen, dass diese Interimszeit eine wirklich gute Zeit war.

Chefdirigent

Ich habe in den vergangenen zehn Jahren drei sehr eigene Charaktere mit unterschiedlichen Ansprüchen und Zielen erlebt – David Zinman, Lionel Bringuier und Paavo Järvi. Alle drei waren beziehungsweise sind wichtige Partner in der Programmplanung. David Zinmans Beethoven-Zyklus zu seinem Abschied ist unvergessen, dazu hat er die (inzwischen wieder eingestellten) Zürcher Festspiele mitgestaltet und zusammen mit unserem Klarinettisten Florian Walser den Internationalen Filmmusikwettbewerb initiiert. Lionel Bringuier hat den Fokus auf Ravel und allgemein auf die französische Musik gesetzt, er war mit dem Orchester in Südamerika und hat die Tonhalle Maag eröffnet. Und nun Paavo Järvi, unser Music Director seit 2019: Er will das Orchester in die Topliga bringen – nicht nur in Zürich, sondern auch weltweit mit grossen Tourneen, prominenten Gastspielen und wegweisenden CD-Aufnahmen.

veröffentlicht: 18.09.2024

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