Das war der 12. Internationale Filmmusikwettbewerb
Ahmed Soroko gewann das Goldene Auge für seine Filmmusik zum Kurzfilm «The Flying Sailor».
Ein dreifacher Oscar-Preisträger als Jurypräsident, ein hochkarätiger Wettbewerb, dazu ein breites Spektrum an live gespielten Soundtracks: Es gab viele Gründe zum Jubeln beim 12. Internationalen Filmmusikwettbewerb, den die Tonhalle-Gesellschaft Zürich und das Zurich Film Festival am Samstag in der ausverkauften Tonhalle Zürich veranstalteten – und sie wurden ausgiebig genutzt.
Im Zentrum des Abends stand der Wettbewerb, der in seiner Art weltweit einzigartig ist: 192 Komponist*innen aus 37 Ländern hatten Soundtracks zum Kurzfilm «The Flying Sailor» von Amanda Forbis und Wendy Tilby eingereicht. Drei von ihnen wurden als Finalisten eingeladen: der Pole Krzystzof Dobosiewicz, der in Los Angeles lebende Schweizer Théo Schmitt und der Kanadier Ahmed Soroko.
«Wunderbare Lyrik»
So unterschiedlich ihre Musiken waren, die vom Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Frank Strobel live gespielt wurden, so unterschiedlich wirkte der Film. Zwar sah man immer dieselben Erinnerungen des fliegenden Matrosen – an einen Käfer, den er als kleiner Bub im Gras gesehen hatte, an eine Ohrfeige oder eine Möwe. Aber sie wurden musikalisch mit immer wieder anderen Emotionen aufgeladen. Die Jury unter dem Vorsitz des dreifachen Oscar-Preisträgers Howard Shore war am meisten angetan von der «wunderbaren Lyrik» und den «stillen Momenten» in der Partitur von Ahmed Soroko. Er erhielt das Goldene Auge des Zurich Film Festivals.
Vor dem Wettbewerb hatte das Orchester Ausschnitte aus Filmmusiken des Schweizers Nicolas Rabaeus vorgestellt, der dieses Jahr als Suisa Act und Mitglied der Jury dabei war – und sich ausserdem als Gitarrist ins Orchester setzte. Im Gespräch verriet er, dass er oft tanze beim Komponieren, «ich muss ein physisches Gefühl für die Szenen entwickeln». Die Reaktion der Moderatorin Sandra Studer kam prompt: «Dann würden wir Ihnen aber sehr gerne einmal beim Komponieren zusehen!»
«Lesen und Träumen»
Nach der Pause gab es dann Werke von Howard Shore, der seinerseits mit einem Goldenen Auge und dem Career Achievement Award des ZFF geehrt wurde. Aus seinen über 80 Soundtracks hatte man solche zu Filmen von Jonathan Demme («The Silence of the Lambs», «Philadelphia»), Martin Scorsese («Hugo», «The Aviator») und David Cronenberg («The Fly») ausgewählt – dazu gab es selbstverständlich auch Ausschnitte aus seiner legendären Musik zu Peter Jacksons Filmtrilogie «Lord of the Rings», die ihm gleich drei Oscars eingetragen hat.
Im Gespräch mit Sandra Studer erzählte Shore, dass er seine Kompositionen stets «im 19. Jahrhundert» beginne, «mit Papier und Bleistift». Erst bei der Orchestrierung komme er an im 21. Jahrhundert und bei der Technologie, die heute zur Verfügung stehe. Dass er auch mit 77 Jahren nach wie vor Filmmusiken komponiere, habe damit zu tun, dass er es faszinierend finde, «die Welten in den Filmen zu entdecken».
Wie er das tut, das erzählte Christian Jungen, künstlerischer Leiter des Zurich Film Festival, in seiner Laudatio. Unter anderem zitierte er eine Antwort, die Howard Shore einst auf die Frage nach seinen Arbeitsmethoden gegeben hatte: «Lesen und Träumen».