Vilde Frang, Sol Gabetta (Fotos: Marco Borggreve, Julia Wesely)
Nicht nur solo

Mal einsam, mal gemeinsam

In den nächsten Monaten spielen die Geigerin Vilde Frang und die Cellistin Sol Gabetta in der Tonhalle Zürich – nacheinander. Manchmal treten sie auch miteinander auf.

Susanne Kübler

Wer solistisch unterwegs ist, führt – das Wort solistisch sagt es schon – oft ein einsames Leben. Man wohnt in Hotelzimmern, eine Woche in dieser Stadt, die nächste in jener; und die Kontakte, die man mit den Orchestern an einem Ort aufbaut, kann man oft erst eine oder mehrere Saisons später wieder auffrischen.

Kein Wunder, dass sich zahlreiche Musiker*innen Tricks einfallen lassen, um wenigstens einen Teil des Jahres in freundschaftlicher Gesellschaft zu verbringen. Die Geigerin Vilde Frang und die Cellistin Sol Gabetta, die in den kommenden Wochen solistisch (!) mit Werken von Bartók respektive Saint- Saëns in die Tonhalle Zürich kommen, verwenden nicht alle, aber doch gleich mehrere davon.

1. Applaus teilen

Die meisten Konzert-Kompositionen bedienen den Starkult: Applaus für die Violinvirtuosin, Jubel für den Meisterpianisten! Aber es gibt Ausnahmen. So haben etwa Bach und Brahms, Mozart und Salieri, Mendelssohn und Schostakowitsch, Wolfgang Rihm und Adriana Hölszky Doppelkonzerte für unterschiedliche Instrumenten-Kombinationen geschrieben. Vivaldi verfasste Konzerte mit bis zu vier Solo-Partien. Und dann ist da noch Beethovens Tripelkonzert – ein Highlight auch für Vilde Frang und Sol Gabetta: «Beim enthusiastischen Schlussapplaus legen sich die Freunde die Arme über die Schultern wie italienische Fussballspieler bei der Nationalhymne », berichtete die NZZ nach einer Pariser Aufführung mit den beiden Musikerinnen und dem Pianisten Bertrand Chamayou. Merke: Geteilter Applaus ist durchaus nicht halber (oder gedrittelter) Applaus.

2. Kammermusik machen

So selten das solistische Teamwork im Orchester-Repertoire gefragt ist: In der Kammermusik lässt sich das kompensieren. Niemand hindert berühmte Musiker* innen daran, zusammen Streichquartette oder Klaviertrios zu spielen, im Gegenteil: Für Konzertveranstalter sind solche Zusammentreffen grosser Namen attraktiv. Denn das Publikum mag es, mehrere Stars gleichzeitig zu erleben – und dann noch im intimen Rahmen! Blättert man durch die internationalen Konzertprogramme, entdeckt man verschiedene Netzwerke von Solist*innen. In auffallend vielen Konstellationen ist zum Beispiel die Geigerin Isabelle Faust unterwegs. Aber auch Vilde Frang und Sol Gabetta haben eine ganze Reihe von Verbündeten.

3. Ensembles gründen

Wer besonders gern Kammermusik macht, kann auch gleich ein eigenes festes Ensemble gründen. Die Geigerin Julia Fischer etwa hat das getan: Ihr Julia Fischer Quartett spielte kürzlich in der Tonhalle Zürich Werke von Mozart und Smetana. Für Benjamin Nyffenegger, den Cellisten des Quartetts, war das sozusagen ein Heimspiel – er sitzt ansonsten als Solo-Cellist im Tonhalle-Orchester Zürich. Zusammen mit dem Konzertmeister Andreas Janke und dem Pianisten Oliver Schnyder bildet er übrigens ausserdem das Oliver Schnyder Trio: Nicht nur für Solist*innen, sondern auch für Orchestermusiker* innen ist Kammermusik eine willkommene Abwechslung.

4. Festivals leiten

Warum soll man sich immer nur einladen lassen? Warum nicht selbst einladen und damit entscheiden, wer auf die Gästeliste kommt? Diese Fragen stellen sich viele Solist*innen, und manche davon beantworten sie, indem sie die Leitung eines Festivals übernehmen oder selbst eines lancieren. Sol Gabettas Festival Solsberg ist bereits bei der 18. Ausgabe angelangt (und ja, auch Vilde Frang war dort schon zu Gast). Vilde Frang dagegen ist Co-Leiterin beim Oslo Chamber Music Festival. Weitere Beispiele gefällig? Nur schon in der Galerie unserer diesjährigen Solist*innen finden sich zwei weitere: Der Pianist Francesco Piemontesi leitet die Settimane Musicali in Ascona, der Cellist Maximilian Hornung die Traunsteiner Sommerkonzerte.

5. Familie einbeziehen

Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen, ist für herumreisende Solist*innen wohl schwieriger als in jedem anderen Job. Da ist es ideal, wenn man seine Nächsten bei der Arbeit trifft: Für Paavo Järvi etwa ist das Sommerfestival in Pärnu auch ein Familientreffen; schliesslich, so sagt er, seien alle erwachsenen Järvis musikalisch unterwegs. Als Sol Gabetta zusätzlich zu ihrem Solsberg Festival die Leitung des Pfingstfestivals Presenza in Lugano übernahm, kam ihr Partner Balthazar Soulier als Kurator ins Team. Und Vilde Frang und der Cellist Nicolas Altstaedt sind nicht nur im Leben, sondern oft auch auf der Bühne ein Paar – ein Glück, dass es für ihre Instrumentenkombination reichlich Repertoire gibt.

März 2024
Fr 15. Mrz
22.00 Uhr

tonhalleLATE – classic meets electronic

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Sol Gabetta Violoncello Saint-Saëns, Jean Sibelius
Restkarten Abendkasse ab 21.00 Uhr
Do 14. Mrz
19.30 Uhr

Sol Gabetta spielt Saint-Saëns

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Sol Gabetta Violoncello Debussy, Saint-Saëns, Sibelius
Mi 13. Mrz
19.30 Uhr

Sol Gabetta spielt Saint-Saëns

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Sol Gabetta Violoncello Debussy, Saint-Saëns, Sibelius
Februar
Fr 09. Feb
19.30 Uhr

Vilde Frang spielt Bartók

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Vilde Frang Violine Beethoven, Bartók, Nielsen
Do 08. Feb
19.30 Uhr

Vilde Frang spielt Bartók

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Vilde Frang Violine Beethoven, Bartók, Nielsen
Mi 07. Feb
19.30 Uhr

Vilde Frang spielt Bartók

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Vilde Frang Violine Beethoven, Bartók, Nielsen
veröffentlicht: 01.02.2024

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